Eigentlich war ich der festen Überzeugung, dass ich ziemlich gesund lebe. Ich esse gerne Erdbeeren, finde Sushi phantastisch und schaffe beim Wandern auf angenehme Art und Weise 500 Höhenmeter in einer Stunde.
Routinebesuch beim Arzt
Mehr oder weniger zufällig bin ich bei einem ärztlichen Routinebesuch über einen „Stresstest“ gestolpert. Ein Gerät aus den USA (wie betont wurde), welches den oxidativen Stress über Zellen in der Handinnenfläche misst. Da ich erst kürzlich über die irgendwie allein anhand der Bezeichnung nicht greifbare Thematik des „oxidativen Stresses“ gelesen habe und auch, weil ich die USA gerne mag, habe ich die 20 Euro für den Test investiert.
Das Ergebnis: keine ausreichende Nährstoffversorgung, zu viel oxidativer Stress! Eine umfassende Auswertung gab es für 20 Euro dann natürlich nicht mehr; nur einen Zettel, auf welchem sinngemäß stand: mehr Bewegung, gesündere Ernährung.
Nachdem ich anfänglich kurz etwas frustriert war, habe ich mir dann eingeredet, dass das Gerät einfach nicht richtig funktioniert und das Ganze absoluter Humbug ist. Nichtsdestotrotz habe ich ein bisschen recherchiert und über meine Ernährung nachgedacht.
Lebe ich vielleicht doch ziemlich ungesund?
Ich habe noch nie gerne gefrühstückt, sondern den Hunger im Büro am Vormittag mit drei Cappuccini übertüncht (natürlich mag ich auch das belebende Gefühl von Koffein; es ist wie Sekt am Vormittag). Mittags habe ich vor allem in den letzten Monaten meines Arbeitslebens hauptsächlich Indisch to go gegessen (ausschließlich Chicken Madras mit Joghurt und frischem Chili – klingt für mich gar nicht so ungesund, ist ja auch Kurkuma drin). Abends gab es dann meistens irgendetwas Warmes mit Kartoffeln, manchmal auch Fast Food oder Sushi. Das hielt ich für ausreichend.
Die Richtigkeit des Tests unterstellt, scheint es das aber nicht zu sein. Mein Freund hat mir zugegebenermaßen schon häufiger gesagt, dass beim Thema Ernährung meine eigene Wahrnehmung nicht mit seiner Fremdwahrnehmung übereinstimmt. Den Einwand habe ich aber bisher ignoriert. Esse ich also doch nicht so gesund oder funktioniert der Test nicht? Tatsächlich ernährt sich mein Freund auch meiner Empfindung nach etwas gesünder als ich (was aber auch nicht zwingend heißt, dass ich ungesund esse!). Er hat den Test auch gemacht. Das Ergebnis: besser geht es nicht, ideale Nährstoffversorgung!
Oxidativer Stress – falsche Ernährung oder tatsächlicher Stress?
Ok. Vielleicht funktioniert der Test ja doch. Was bedeutet „oxidativer Stress“ denn jetzt nun eigentlich?
Vereinfacht ausgedrückt: Es ist ein Ungleichgewicht zwischen freien Radikalen und den sie abbauenden Antioxidantien vorhanden. Freie Radikale sind besonders reaktionsfreudige, instabile Sauerstoffverbindungen, die ein oder mehrere ungepaarte freie Elektronen besitzen. Um stabil zu werden, entreißen freie Radikale anderen Molekülen (z.B. der Zellmembran oder der DNA) Elektronen und schädigen diese dadurch. Antioxidantien können diesen Prozess stoppen, indem sie eines ihrer Elektronen abgeben, ohne dabei selbst zum freien Radikal zu werden. Das funktioniert natürlich nur, wenn ausreichend Antioxidantien vorhanden sind.
Im Rahmen der Atmungskette (Energiegewinnung aus Sauerstoff) entstehen als Nebenprodukt immer freie Radikale. Äußere Einflüsse wie Stress, schlechte Luft, Alkohol oder Pestizide erhöhen die Anzahl freier Radikale. Es ist also zwingend erforderlich, über die Nahrung ausreichend Antioxidantien aufzunehmen. Im Grunde sind in Obst und Gemüse oder grünem Tee Antioxidantien in Form von Vitaminen, Mineralien oder sekundären Pflanzenstoffen enthalten.
Setzt natürlich voraus, dass man davon auch tatsächlich genug isst!
…muss man wohl…, denn mal abgesehen davon, dass oxidativer Stress mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs in Verbindungen gebracht wird (meist glauben wir, das betrifft nur die anderen) ist dieser wohl auch für eine schnellere Hautalterung verantwortlich; vermutlich aufgrund der schnelleren Teilungsrate und der sich damit einhergehenden Verkürzung der Telomere. Es ist natürlich schon schön zu verstehen, weshalb ein stressreiches Leben und ungesunde Ernährung den Alterungsprozess beschleunigen und Krebs entsteht. Das macht die gesunde Ernährung irgendwie einfacher.
Die letzten vier Tage war ich recht diszipliniert. In drei bis vier Wochen wiederhole ich den Test. Mal schauen, ob es wirklich etwas nützt.