…nach einer Woche Graz?
Vor 14 Tagen habe ich folgende Zeilen geschrieben:
Noch ganze sieben Tage. Dann endet meine Zeit als Geschäftsführerin bzw. Juristin. Und dann? Was bin ich dann? Was antworte ich auf die Frage: …und was machst du so? Meistens - so mein Eindruck - zielt diese Frage nicht darauf ab, welchen Hobbies man nachgeht, sondern eher darauf, welche beruflichen Tätigkeit man ausübt. Ein bisschen suggeriert die Frage (oder zumindest meine Annahme), dass die tägliche Arbeit der eigentlichen Profession entspricht und fast allein ausmacht, was bzw. wer man ist. Über seinen Job erhält man in aller Regel Anerkennung. Vor allem wenn man dabei besonders gestresst ist oder zumindest scheint. Wer gestresst ist, tut etwas Wichtiges. Meint man. Und nun? Was bin ich denn dann, so ganz ohne bezahlten Job? Bisher habe ich auf die Frage „…und was machst du so?“ immer geantwortet: Ich bin Juristin. Aber bin ich denn wirklich eine Juristin oder (wie die Frage eigentlich gestellt ist) mache ich das gerade nur. Wenn letzteres der Fall ist, dann wäre die Antwort auf die Frage wohl erst einmal: nichts! Die schier unendliche Freude auf die sommerliche Freiheit in den kommenden Monaten ist derzeit einem Gefühl der Unsicherheit gewichen. Es ist ein bisschen so, wie wenn man sich von seinem Freund trennt: Man denkt lange darüber nach, macht es dann und glaubt (zumindest einen Moment lang), man hätte gerade den größten Fehler seinen Lebens gemacht. War es ein Fehler zu kündigen? - Vermutlich nicht. Es ist dennoch spannend, wie der Mensch, das Gehirn funktioniert. Was eben noch völlig richtig erschien, wird in Frage gestellt, sobald das, was man hatte, weg ist.
Jetzt, nach fast einer Woche in Graz, liebe ich meine neue Freiheit!!!
Ich weiß mittlerweile, dass es eine ziemlich interessante Erfahrung ist, einen Hot Yoga – Kurs zu besuchen. Ich weiß aber auch, dass ich das nie wieder machen werde, weil ich die drohende Ohnmacht während des Kurses und die schier unendlichen Kopfschmerzen nach dem Kurs nicht aushalte und auch nicht aushalten möchte. Ich habe Zeit, online über die Erfahrungen anderer mit Hot Yoga zu lesen und wünschte, ich hätte es vorab getan. Ich habe bei all meinen Recherchen gelernt, was oxidativer Stress ist und warum genau Antioxidantien gut sind. Obst, Gemüse und Nüsse esse ich jetzt noch lieber. Ich weiß mittlerweile, dass man Berge auch lieben kann, wenn man sie auf einem Fahrrad erklimmt. Man muss tatsächlich nur schalten! Der zufällig entdeckte größte Motorikpark Europas hat mir gezeigt, dass ich durchaus an meiner Armkraft arbeiten könnte. Denn sollte mein Leben mal davon abhängen (im wahrsten Sinne des Wortes), dass ich mich irgendwo entlang hangeln muss, würde dies wohl mein Ende bedeuten …aber wenn ich tatsächlich trainieren möchte, hätte ich Zeit dafür. Das ist ein wirklich phantastisches Gefühl: einfach Zeit zu haben!
Ich vermisse es nicht, Probleme anderer Leute zu lösen oder vor Gericht zu streiten. Es kommt mir einfach alles so unglaublich weit weg vor. Sicher liegt das auch daran, dass zwischen Graz und Stuttgart ca. 650 km liegen und die Umgebung eine ganz andere ist.
Meine Antwort auf die Frage „…und was machst du so?“ lautet übrigens: „Ich habe den Sommer über frei“. – Das scheint den meisten zu reichen.
…und mir reicht das im Moment auch!