…um die Welt zu retten
Mit etwa 11 Jahren hatte ich Bilder von hungernden Kindern in Afrika über meinem Bett. Mich hat die Tatsache, dass es anderen Menschen deutlich schlechter geht als uns, damals sehr beschäftigt. Am liebsten hätte ich ihnen direkt etwas zu essen geschickt. Das muss helfen. Glaubte ich. Darüber, ob das in der Form überhaupt realisierbar ist, habe ich gar nicht nachgedacht. (Genauso wenig, wie sich mein junges Ich darüber Gedanken gemacht hat, ob man Eier aus dem Kühlschrank tatsächlich in puscheligen Weihnachtsmannhausschuhen ausbrüten kann. Ich habe es probiert. Überraschung: Es funktioniert nicht!) Wahrscheinlich habe ich auch deshalb nicht über den Sinn und Unsinn des Versandes von Brot nach Afrika nachgedacht, weil ich es gar nicht wirklich in Angriff genommen habe. Es blieb allein bei der Idee eines 11-jährigen Mädchens.
Trotzdem war ich stets der Meinung, ich werde mit meinem Tun die Welt retten. Mutmaßlich denken die meisten in diesem Alter, sie werden die Welt besser machen; sie werden etwas Außergewöhnliches in ihrem Leben bewirken. Mit 15 war ich dann sicher, dass ich zumindest eine Patenschaft für ein Kind in Afrika übernehmen werde. Sobald ich das nötige Kleingeld dafür habe. Ebenfalls (m)ein geplanter Beitrag zur „Rettung der Welt“. Auch das habe ich -neben allen anderen angedachten Aktivitäten- bis heute nicht gemacht. Selbst mit 25 war ich noch der festen Überzeugung, dass ich auf das Weltgeschehen positiv Einfluss nehmen werde, wenn ich denn langsam mal anfange. Allerdings war ich mit Mitte 20 so damit beschäftigt, mein Leben zu genießen, dass für derartige Dinge einfach keine Zeit blieb.
Gut. Ich weiß, das sind alles Ausreden. Wenn man wirklich wollte, könnte man sofort damit anfangen. Manche tun es auch einfach. So etwas beeindruckt mich ziemlich.
"Don't say you don't have enough time. You have exactly the same number of hours per day that were given to Helen Keller, Pasteur, Michelangelo, Mother Teresa, Leonardo da Vinci, Thomas Jefferson and Albert Einstein." - H. Jackson Brown, Jr
Auch wenn ich gerne glauben mag, dass es bisher die fehlende Zeit war, die mich wenig Gutes in der Welt tun ließ, muss ich mich aktuell – bei einem freien Sommer – wohl ehrlicherweise fragen, ob dies tatsächlich der Grund war bzw. ist. Jetzt könnte ich all das tun!
Ist das vielleicht ein falscher Ansatz? Vor Ort nach etwas Gutem zu suchen und insofern genau – und auch nur – dieses Ziel, also etwas Gutes tun, vor Augen zu haben.
Entwickelt sich dauerhaftes Engagement vielleicht üblicherweise als Folge dessen, was man sowieso schon beruflich oder privat macht? Kann man danach vielleicht gar nicht so einfach suchen?
…und was heißt das jetzt für mich?
Fest steht nach meiner Suche jedenfalls, dass ich nur dann ein Ehrenamt oder eine Freiwilligenarbeit übernehmen sollte, wenn ich absolut überzeugt davon bin. Denn etwas halbherzig anzufangen, bringt wahrscheinlich keinem etwas.
Was trotzdem bleibt: Geld spenden.
"You don´t need to save the world. You do need to make a difference."